Abschied vom Namen „Gustav Knepper“ ?

PresseArbeit, Wirtschaft

Kraftwerk Knepper. Generationen von Dortmundern sind seit den 1950-er Jahren mit dem Mengeder Steinkohle-Kraftwerk Knepper und dem Namen seines Bergwerksdirektors aufgewachsen. 2014 wurde das Kraftwerk stillgelegt. Nun soll auf dem Gelände Industrie und Gewerbe entstehen. Dafür wird aktuell in den politischen Gremien der notwendige Bebauungsplan beraten. Doch dieser Bebauungsplan soll nicht mehr „ehemaliges Kraftwerk Knepper“ heißen. Ganz im Gegenteil. Der Name von Gustav Knepper soll in Dortmund künftig nicht mehr in offiziellem Zusammenhang verwendet werden. Dazu gibt es parallel zwei Anträge. Auf Initiative der Fraktion DIE LINKE+ wurde am 31. März im Rat der Stadt Dortmund ein interfraktioneller Antrag eingebracht. Und ein Antrag SPD wurde in der Bezirksvertretung Mengede bereits einstimmig beschlossen.

„Gustav Knepper war Anhänger der NSDAP und bekam 1944 sogar das Kriegsverdienstkreuz. Zudem war er in seiner Funktion als Vorstandvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks AG für die Ausbeutung tausender Zwangsarbeiter verantwortlich. Das sind ausreichend Gründe für uns, dass wir den Namen in Dortmund nicht in einem Gewerbe- und Industriegebiet weiterleben lassen möchten“, erläutert Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE+. „Vielmehr möchten wir bereits jetzt des neuen Bebauungsplanes umbenennen, und hoffen, dass sich auch die Stadt Castrop-Rauxel anschließt. Denn ein Teil der Fläche befindet sich auf dem Gebiet unserer Nachbarstadt.“

Ein Großteil des Dortmunder Rates sieht das genauso. Grüne, CDU, FDP/Bürgerliste und PARTEI tragen – neben der LINKE+ - den interfraktionellen Antrag mit, über den am 31. März im Rat abgestimmt wurde. Die SPD, deren ähnlich lautender Antrag in der Bezirksvertretung Mengede einstimmige Zustimmung fand, stimmte im Rat dem Antrag ebenfalls zu. Lediglich AfD und Rechte stimmten dagegen.

Die Stadtverwaltung will nun prüfen, ob eine Umbenennung im laufenden Bebauungsplanverfahren möglich ist. Denn ein Klagerisiko will man natürlich vermeiden. Aus diesem Grunde wurde der Beschluss vorbehaltlich einer rechtlichen Prüfung beschlossen. Spätestens nach Rechtsverbindlichkeit des Bebauungsplans sei man aber frei, den neuen Namen zu verwenden, teilte die Stadtverwaltung mit.
 

Hier ist der interfraktionelle Antrag: (TOP 3.21, Drucksachennummer 24118-22-E1)

 

Antrag:

  1. Der Bebauungsplan „Mg 116 – ehemaliges Kraftwerk Knepper“ wird umbenannt. Der neue Name lautet „Mg 116 – ehemaliges Kraftwerk“. Der Rat schließt sich damit dem einstimmigen Votum der Bezirksvertretung Mengede an. (Drucksache Nr.: 23420-22).
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, Gespräche mit der Stadt Castrop-Rauxel aufzunehmen, damit auch dort der Name Knepper keine Verwendung in diesem Zusammenhang findet.
  3. Das zukünftige Gewerbe- /Industriegebiet trägt nicht den Namen Knepper.



Begründung:

Der Bergwerksdirektor Gustav Knepper trug in seiner Funktion als Vorstandvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks AG die Verantwortung für die Ausbeutung tausender Zwangsarbeiter während des 2. Weltkriegs. In dieser Funktion erhielt Knepper 1944 das Kriegsverdienstkreuz. Schon vor 1933 war Knepper Anhänger des Nationalsozialismus und hatte enge Verbindungen zur Nazipartei hergestellt. Im Oktober 1931 nahm Knepper an dem Treffen der Harzburger Front teil, bei der sich deutsche Rechtskräfte mit Hitler verbündeten. Es ist an der Zeit, dass der Name Knepper aus diesem Bebauungsplan verschwindet.