„Ja, Leistungen der Gastarbeiter sollen gewürdigt werden“
UPDATE:
Zu unserer Pressemitteilung vom 2. Juni 2021 zum Gastarbeiter-Denkmal gab es im Nachgang auch noch eine gemeinsame Presseerklärung der Fraktionen SPD, Grüne, CDU, LINKE+ sowie "Die Partei" vom 5. Juli 2021. Diese Pressemitteilung finden Sie am Ende des Ursprungstextes.
Los ging es eigentlich schon vor weit über 100 Jahren im Bergbau. Doch offiziell trafen vor 66 Jahren die ersten – offiziell angeworbenen – Gastarbeiter aus Italien in Dortmund ein. Menschen aus vielen weiteren Ländern folgten, um in Dortmund beim Wiederaufbau zu helfen. Diese Leistungen sollen nun gewürdigt wurden. Doch wie? Heftig diskutiert wurde in den vergangenen Wochen über die Idee, ein Gastarbeiter-Denkmal zu errichten. Oder doch lieber ein Museum? Theaterstücke? Lesungen? Die Meinungen gingen weit auseinander, auch in der Fraktion DIE LINKE+.
Einvernehmlich begrüßt die Fraktion DIE LINKE+ jedoch die Idee, die Geschichte der Gastarbeiter zu thematisieren und öffentlich zu würdigen. Thomas Zweier, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE+: „Diese Auseinandersetzung mit diesem Stück Dortmunder Geschichte war längst überfällig, zumal es ja auch durchaus Versäumnisse gab und immer noch gibt - etwa bei der Integration. Und auch Rassismus und Ausgrenzung sind leider noch allgegenwärtig.“
Nun wurde im Kulturausschuss am 1. Juni ein Kompromiss gefunden, den Thomas Zweier als „gut“ bezeichnet. Denn realisiert werden sollen nun sowohl ein Denkmal als auch eine Ausstellung.
So haben die Vertreter*innen aller demokratischen Parteien die Verwaltung beauftragt, eine Konzeption für einen künstlerischen Wettbewerb zur Errichtung eines „Denkmals für Gastarbeiter*innen in Dortmund“ (Arbeitstitel) zu erarbeiten. Mit eingebunden werden sollen dabei auch der Integrationsrat, gesellschaftliche Organisationen, interessierte Personen der Stadtgesellschaft, Hochschulen, Migrantenselbstorganisationen, die Auslandsgesellschaft, das Stadtarchiv, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte, das Hoesch-Museum und das Dietrich-Keuning-Haus.
Und nicht nur ein Denkmal soll entstehen. In dem gemeinsamen Beschluss heißt es auch, dass die Zu- und Einwanderungsgeschichten und -historie integraler Bestandteil einer aktualisierten stadtgeschichtlichen Präsentation des Museum für Kunst und Kulturgeschichte und des Stadtarchivs werden soll. Auch dafür soll ein Konzept erarbeitet werden.
Thomas Zweier ist mit dieser Doppellösung zufrieden. Ein Denkmal alleine wäre für ihn nicht ausreichend gewesen. „Ein Denkmal errichtet man in der Regel im Gedenken an Tote. Aber nicht für einen Prozess, der immer aktiv ist. Früher wurden Arbeitskräfte aus Polen oder der Türkei für den Bergbau angeworben. Heute dagegen kommen indische Programmierer, bulgarische Spargelhelfer oder philippinische Pflegekräfte, um die Dortmunder zu unterstützen. Wie sollen all diese unterschiedlichen Biografien in nur einem Denkmal umgesetzt werden? Und wie will man in nur einem Denkmal die Leistungen einerseits würdigen, die Probleme aber gleichzeitig nicht verdrängen? Ich bin deshalb zufrieden, dass die komplexen Fragen dieser jahrzehntelangen Geschichte zusätzlich in einer Ausstellung beleuchtet werden sollen.“
Dortmund, 05.07.2021
Gemeinsame Pressemitteilung der Ratsfraktionen SPD, Bündnis90/Die Grünen, CDU, Linke+ und Die FRAKTION - Die PARTEI
Große Mehrheit für eine Anerkennung der Lebensleistung der „Gastarbeiter*innen“ und der Bedeutung der Zu- und Einwanderung nach Dortmund
In der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Freizeit haben die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU, Linke+ und Die FRAKTION - Die PARTEI die Verwaltung beauftragt, die Migration nach Dortmund in einer stadtgeschichtlichen Erinnerungskultur zu stärken. Dies soll zum einen über die Errichtung eines Denkmals für Gastarbeiter*innen (1955-1973) und zum anderen durch die Berücksichtigung von Zuwanderungsgeschichte als integraler Bestandteil der Dortmunder Stadtgeschichte geschehen. Noch in diesem Jahr soll ein Konzept für einen künstlerischen Wettbewerb zur Errichtung des Denkmals erarbeitet werden. Damit dieser Wettbewerb auch durchgeführt werden kann, wurde die Verwaltung beauftragt 75.000 Euro in den Haushalt 2022 einzustellen. Ein Konzept für die stadtgeschichtliche Präsentation der Migrationsgeschichte unter Berücksichtigung einer institutionellen Weiterentwicklung der Dortmunder Museen soll bis Mitte 2022 vorliegen.
„Mit dem Denkmal sollen die Geschichte und die Leistungen der Gastarbeiter*innen in Dortmund gewürdigt werden. Durch den gemeinsamen Beschluss wurde nun ein wichtiger Schritt hin zur Umsetzung des Denkmals genommen. Das Denkmal und seine Umgebung sollen dabei einen öffentlichen Erinnerungsraum schaffen und zugleich ein Treffpunkt sein, welcher zum interkulturellen Dialog einladen soll“, so der kulturpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Dominik De Marco, der die Idee für ein Denkmal für Gastarbeiter*innen in den Ausschuss eingebracht hatte. Die Idee wurde dann mit den weiteren Fraktionen und der Verwaltung weiterentwickelt und ergänzt. Einzig die AfD-Fraktion hat gegen die Errichtung eines Denkmals für Gastarbeiter*innen gestimmt.
„Die stadtgeschichtlichen Dortmunder Museen sollen die Zu- und Einwanderungs-geschichten und -historien als einen integralen Bestandteil ansehen und darstellen. Als Bildungs- und Begegnungsorte eigenen sie sich bestens, die Migrations-geschichten von Menschen der letzten 200 Jahre darzustellen, die ihre Persönlichkeit und ihre Arbeitskraft mitbrachten und damit die städtische Gesellschaft ihrer jeweiligen Zeit bereicherten“, erklärt Matthias Dudde, Mitglied der Grünen im Kulturausschuss.
Bei der Erarbeitung der Konzepte sollen der Integrationsrat, gesellschaftliche Organisationen, interessierte Personen der Dortmunder Stadtgesellschaft, die Hochschulen, Migrantenselbstorganisationen, die Auslandsgesellschaft.de e.V. neben dem Stadtarchiv, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Hoesch-Museum und dem Dietrich-Keuning-Haus einbezogen werden. Zusammen mit diesen Beteiligten soll auch über den Namen für das Denkmal für die Gastarbeiter*innen entschieden werden.