Wärmegewinnung aus Rechenzentren?

Wärme aus Rechenzentren? Eine Anfrage zu diesem Thema hat nun Sebastian Everding für die Fraktion DIE LINKE+ vorbereitet. Die Anfrage steht auf der Tagesordnung des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen.

Anfrage:

  • Ist es geplant, Neubauprojekte mit einem Schwerpunkt auf digitaler Infrastruktur gezielt in Konzepte zur Wärmerückgewinnung einzubinden oder auch eine Ansiedlung in lokaler Nähe zu Wärmenetzen oder Standorten mit Wärmebedarf zu fördern?
  • Gibt es auf Seiten der Stadt Bestrebungen, die Möglichkeiten der Wärmerückgewinnung durch kommunale und private Betreiber in deren Rechenzentren zu ermitteln, zu nutzen bzw. zu fördern?
  • Befinden sich Rechenzentren von DOKOM21 oder anderer privater Betreiber*innen oder andere Abwärme emittierende Quellen in der Nähe von Fernwärmenetzen?

Begründung:

Die durch Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise beschleunigt einen Trend, der ohne sie bislang nicht recht in Fahrt gekommen wäre: Nun aber soll die Wärme, die in großen Rechenzentren entsteht, europaweit an vielen Stellen genutzt werden, um so beispielsweise Wohnungen und Büros zu beheizen. In Großbritannien werden unter dem Namen „Deep Green“ beispielweise öffentliche Schwimmbäder geheizt, so dass die Betriebskosten oftmals um 70 Prozent reduziert werden können. Auch die Rechenzentren profitieren, da sie so eine kostenlose Wasserkühlung erhalten. Für die bessere Anbindung werden diese dann in Containern in direkter Nähe von Schwimmbädern positioniert.

Laut einer Studie von Reuseheat, einem von der EU-Kommission finanzierten Projekt zur Förderung der Wiederverwendung von Abwärme, könnten größere Rechenzentren, die in der Nähe von Fernwärmesystemen stehen, bis zu 50 Terawattstunden pro Jahr an überschüssiger Wärme liefern. Dies entspräche – wie Eurostat berechnet – zwischen zwei und drei Prozent der Energie, die die Haushalte in der EU im Jahr 2020 für die Gebäudeheizung verbrauchten.

Durch immer mehr mobile Endgeräte, Streaming und weitere Anwendungen steigt der Datenverkehr im Internet jedes Jahr auf Neue, da die Ansprüche von Verbraucher*innen an digitale Anwendungen ebenfalls stetig weiter steigen. Vor diesem Hintergrund ist ebenfalls mit einem fortwährenden Ausbau der digitalen Infrastruktur und damit verbundenen Rechenzentren zu rechnen, was einen immer größeren Bedarf an Kühlung und daraus resultierender Abwärme bedeutet.